«Heute geht es nicht ohne Frauen»

    Maja Fabich-Stutz hat als eine der ersten Drogistinnen im Aargau das elterliche Geschäft geführt. Mit viel Herzblut hat sie sich für die Gesundheit, den Nachwuchs und das Gewerbe in ihrem Heimatrdorf Sarmenstorf eingesetzt. Dafür wurde sie von Aargauischen Gewerbeverband AGV ausgezeichnet.

    (Bild: CR) Die Naturheilkunde ist ihr Steckenpferd: Maja Fabich-Stutz, engagiert sich nicht nur unermüdlich für ihre Kunden, sondern auch für das Gewerbe und ihre Branche

    Mit 24 Jahren hat Maja Fabich-Stutz das Geschäft ihres Vaters in Sarmenstorf übernommen. Damals hat sie den Betrieb der Drogerie mit Lebensmittelabteilung mit einer Lehrtochter und einer 40 Prozent Aushilfe geführt. Sie erinnert sich noch genau an ihren ersten Arbeitstag. «Am Eröffnungstag rief mich der Drogist aus der Nachbarschaft an und erkundigte sich nach meiner Schuhgrösse. 38 habe sie geantwortet. «Genau richtig, um vor dem Herd zu stehen», erwiderte er darauf. Die gestandene Geschäftsfrau nimmt es mit Humor und meint: «Und heute geht es in unserer Branche nicht mehr ohne Frauen. Mit einem Anteil von 80 Prozent müssen wir sogar Werbung für Männer machen.» Seit damals hat sich viel verändert: «Früher realisierte oft der Pfarrer bei der wöchentlichen Beichte als Erster, wenn etwas mit den Leuten aus dem Dorf nicht stimmte. Wenn er mit Gesprächen und Tees nichts mehr ausrichten konnte, setzt er sich oft mit dem Doktor und dem Drogisten, also meinem Vater, zusammen», erinnert sich Fabich, die damals als kleines Mädchen ihren Vater zu solchen Besprechungen begleiten durfte.

    Schon dann wusste die heute 57-Jährige, dass sie in die Fuss-tapfen ihres Vaters treten wollte. «Meine drei Brüder wollten lieber Handwerker werden, als durfte ich das Geschäft übernehmen.» Doch als Frau war sie als Drogistin nicht bei allen beliebt. «Es gab zu jener Zeit nur vier Frauen im Kanton, die eine Drogerie leiteten. Diesen plötzlichen Frauenpower hat die Drogistenwelt schon bewegt», schmunzelt Fabich. Allerdings sei sie an den Verbandssitzungen von ihren männlichen Kollegen gut aufgenommen worden.

    Ängste im Internet runterladen
    Fabich leitet ihre Drogerie die letzten 33 Jahren mit viel Leidenschaft. Sie informiert, berät, hegt und pflegt ihre Kundinnen und Kunden mit viel Herzblut. Besonders angetan hat es ihr die Naturheilkunde. Sie besuchte nach der vierjährigen Ausbildung zur Drogistin die Ecole supérieur de droguerie (EDS) in Neuenburg im Vollzeitstudium. Daneben bildet sie sich berufsbegleiten in der Ernährungs-lehre, Homöopathie, in der Spagirik und als Vitalstoff-Therapeutin weiter und ist nun auf diesem Gebiet eine Expertin, die aus dem Vollen schöpfen kann. «Mein Ziel war es schon immer, den Leuten ganzheitlich zu helfen. Die Natur bietet unendlich viele Möglichkeiten, um Menschen zu heilen, respektive gesund zu erhalten. Ich staune immer wieder, wie gross dieser Naturschatz ist. Dies bedingt allerdings, dass man bezüglich Naturheilmittel immer auf dem neusten Stand ist.» Sie sehe sich als Wegweiser, ihren Kundinnen und Kunden Lösungen zur Heilung oder Prävention aufzuzeigen. «Man sollte wieder vermehrt auf seinen inneren Arzt im Körper hören, statt sich alle möglichen Medikamente zu kaufen.» Dr. Google & Co verunsichere die Leute und schüre unnötige Ängste. «Jeder, der irgendwo Schmerzen hat, kann so lange suchen, bis er eine Website findet, auf der seine Symptome als Krebs diagnostiziert werden», weiss sie. Die Ärzte sind oft überlastet und haben keine Zeit, ihren Patienten zu zuhören. Die einzige zuverlässige Anlaufstelle für Menschen, die bezüglich ihrer Gesundheit Selbstverantwortung übernehmen, ist daher die Drogerie. «Wir haben die Übersicht. Wir hören zu, reden mit den Leuten und fragen sie nach ihren Essgewohnheiten, körperlicher Fitness etc. Dann stellt man relativ schnell fest, was ihnen eigentlich fehlt.»

    Gut vernetzt in der Politik
    Die Fachfrau hat sich im Lauf der Jahre ein grosses Netzwerk mit Ärzten, Hebammen, Therapeuten, diversen Institutionen, Organisation, und Verbänden aufgebaut.  Als Präsidentin des Gewerbevereins Sarmenstorf – von 1988 bis 2005 – sowie als langjähriges Vorstandsmitglied und Präsidentin des Aargauer Drogistenverbandes, ist sie auch politisch im Gesundheitswesen und den Berufsverbänden bestens vernetzt.  Für ihren unermüdlichen Einsatz für das Aargauer Gewerbe erhielt sie dieses Jahr an der 23. Delegiertenversammlung des AGV Aar-gau die höchste Auszeichnung: den Ehrenhammer mit Urkunde und Blumenstrauss. «Ich habe immer sehr gerne beim Kanton mit anderen Gesundheitsdienstleistern das wichtige Thema Gesundheit diskutiert.  Dieser Austausch – auch mit an-deren Branchen – hat mich für neue Ideen inspiriert und dazu geführt, dass meine Drogerie zur Triagestelle geworden ist, und ich so Kunden an Spezialisten weiterleiten kann.»

    (Bild: CR) Maja Fabich-Stutz sieht sich als Wegweiser ihren Kunden Lösungen zur Heilung aufzuzeigen.

    Fabich, die sechs Angestellte beschäftigt, davon eine Lernende und drei Teilzeitmitarbeitende, legt grossen Wert auf eine stetige Weiterbildung und fördert damit ihre Mitarbeiterinnen bewusst. «Wir müssen unser Fachwissen immer wieder erneuern. Ich ermuntere alle meine Mitarbeiterinnen, die Ausbildung zur Stellvertreterin zu absolvieren. So bekommen sie nach der Lehre die Chance, ihre weitere Karriere sinnvoll zu gestalten und zu eruieren wo ihre Priori-täten liegen.» Zudem sei es gerade bei Frauen enorm wichtig, dass sie sich auch mit einem Teilzeitpensum weiterbilden, damit sie wieder ohne Wissenslücken voll einsteigen könne», betont Fabich.

    Mehr Inspiration  in gemischten Teams
    Fabich wird nicht gerne als KMU- Frau bezeichnet und von reinen Frauennetzwerken hält sie nicht viel. «Das weibliche und männliche Hirn funktioniert unterschiedlich», so die Gesundheitsfrau. «Deshalb ist es viel spannender und ergiebiger in gemischten Teams zusammenzuarbeiten. So entstehen sinnvolle Projekte aus der Idee heraus». Mit einem ausgewogenen Geschlechtermix hätte sie bis jetzt gute Erfahrungen gemacht. «Wenn Frauen sich durchbeissen, ihr Können zeigen und einen guten Job machen, dann bekommen sie Anerkennung, unabhängig ihres Geschlechtes», ist sie überzeugt.  Job, Ausbildung und Familie hat sie immer gut unter einen Hut gebracht. «Mein Mann und ich sind ein gutes Team. Wir haben abgemacht, wer Berufskarriere macht, und beide Partner haben sich darangehalten», so die Mutter von zwei erwachsenen Töchtern. «Die Zeit mit unseren kleinen Kindern war intensiv. Wir waren aber gut organisiert, die ganze Familie hat am selben Stricke gezogen und so hat es bestens funktioniert und Spass gemacht.» Für die Zukunft wünscht sich die engagierte Geschäftsfrau für ihre Branche wie auch allgemein mehr persönliche Gespräche, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit – kurz und bündig: Werte, die uns wieder mehr verbinden und uns zu unseren Wurzeln zurückführen. «Die Menschen sollten sich stärker bewusst werden, dass sie ein gewichtiges Rädchen im Gesundheitssystem sind und  die Kostenexplosion mitsteuern können.»

    Corinne Remund

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